Ich bin 2006 für eine Saison auf diese Insel gekommen, um mir für das erste Semester etwas dazu zu verdienen. Aus dieser einen Saison wurden 11 Jahre, zwei Mädchen und ein Ehemann.
Im Grunde war bis zum Sommer 2016 alles gut. Wir hatten ein schönes Zuhause und uns fehlte es an nichts. Da war nur diese Blase, die immer bitterer wurde und sich wie ein Film über meine Zunge legte und die nicht mehr gehen wollte, auch nicht, wenn ich an ihr schrubbte.
Dass wir hier am Wasser leben, hat natürlich seinen Preis. Mein Mann und ich arbeiteten viel. Jeden Samstag, jeden Sonntag, alle Feiertage. Und wenn das Festland Ferien hat, stehen wir täglich bis 20.00 Uhr im Laden. Wenn nach vielen grauen Monaten hier endlich wieder die Sonne scheint, arbeiten Insulaner im Akkord.
Wenn die Insel voll ist, haben wir Verkaufsdruck und wenn sie leer ist, haben wir Umsatzdruck. Wenn das Wetter schlecht ist und die Touristen wegbleiben, haben alle ein gigantisches Problem. Denn in drei Monaten Sommer muss der Hauptumsatz für das ganze Jahr rein. All das in Dauerschleife, jedes Jahr aufs neue, wie eine Schallplatte, dessen Sound mir nicht mehr schmeckte.
Ich war es satt und ich war müde. Ich war traurig und ich wollte mehr. Ich wollte Ruhe und ich wollte Frieden. Ich wollte zu Hause sein und ich wollte in den Kindergarten, wenn dieser mich rief. Ich wollte zum Elternfrühstück und ich wollte mein Kind zu Hause lassen, wenn es hustet. Ich wollte kein schlechtes Gewissen mehr haben und ich wollte vor allem etwas Sinnvolles machen und etwas beitragen. Etwas bewegen und verändern. Ich wollte etwas Nachhaltiges, etwas was mir Freude macht. Ich wollte meinen Kindern ein Vorbild sein und ich wollte mich besser kennenlernen. Ich wollte FREI sein!
Aber ohne Anstellung kein Gehalt. Ohne das System kein Gehalt. Ohne all die Opfer kein Gehalt, ohne Abhängigkeit kein Gehalt. Und Abhängigkeit war diese fiese, bittere Blase, die mir plötzlich Angst machte.
So kam ich innerhalb von einigen Wochen urplötzlich zum Online-Business. Alle meine Wünsche waren auf einmal zum greifen nahe. Ich kann von zu Hause aus arbeiten, ich brauche nur meinen Rechner und gutes Netz. Ich war plötzlich flexibel und frei. Pleite, aber frei!
Ich gab das erste Mal in meinem Leben einen großen Betrag für ein Jahres — Coachingprogramm aus, um zu lernen, wie ich dieses Business fundiert und auf schnellem Wege aufbauen kann.
Dieses Jahr war so anstrengend, aufregend, bewegend und verrückt und vor allem, hat es mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Geschichten aus diesem Jahr und über das Abenteuer Online Business, werden ich ganz sicher, Stück für Stück veröffentlichen.
Ich machte parallel eine spirituelle Coaching- Ausbildung und betrat eine andere Welt.
In dieser Ausbildung dreht sich alles um meine Energie und um mein inneres Feuer (Inner Chi). Es geht um Liebe, Selbstsicherheit, Führung und darum, meine Macht auf Basis der Liebe zu leben. Es geht darum, dass ich erst mein eigenes, inneres Feuer entfachen, halten, hüten, lodern lassen und händeln lernen muss, bevor ich es an andere weiter geben kann.
Das ich zu 100% frei von meiner persönlichen Meinung und Denkweise arbeite muss, was allerdings 100% innere Freiheit von mir voraussetzt.
Was 100% innere Freiheit wirklich bedeutet, habe ich erst begriffen, als ich mittendrin war.
Ein Jahr lang bin ich alle 4 Wochen von Westerland 993 km nach Freiburg gefahren. In dieser Zeit habe ich viel über mich gelernt. Vieles von dem, was ich über mich erfuhr, hat mich erfreut, vieles hat mich erschreckt.
Ich habe geweint, geflucht und oft um mich geschlagen. Ich war teils verzweifelt und oft am Ende meiner Kräfte. Ich habe alles in Frage gestellt und es war ein Full Time Job für mich, alles in meinen Alltag zu integrieren. Ich bin in dieser Zeit weit über mich hinaus gewachsen.
Ich bin noch nicht am Ziel meiner Träume. Wobei der Weg dorthin fast zu schön ist, um jemals anzukommen. Ich kann mit Worten nicht beschreiben, wie dankbar ich mir selber bin, dass ich meiner Angst den Stinkefinger gezeigt habe und mich aufgemacht habe.
Ich arbeite heute mit Frauen, die einfach nur großartig sind! Zu sehen, wie sie wachsen ist für mich der allerhöchste Lohn. Wie sie Stück für Stück mehr Freude integrieren, sich selber liebevoller betrachten und ihre innere Stimme und somit ihre Stärke wiederentdecken. Wie sie sich vernetzen, befruchten, zum Lachen bringen und voneinander lernen, macht mich unendlich stolz.
Ich hätte nicht für möglich gehalten, was man in zwei Jahren alles erleben kann. Wem man alles begegnen kann und was man alles erreichen kann. Hätte ich es damals nicht gewagt, hätte ich niemals erfahren das hinter der Angst die Freiheit liegt.