Seit Tagen denke ich darüber nach, was ich denn nun als meine Lieblingsfarbe wählen soll. Ich bin ein visueller Mensch und liebe viele Farben, wie soll das gehen? Dazu kommt, dass ich auf einem Fleckchen Erde lebe, wo ich bei einem Spaziergang gar nicht weiß, wie ich all die Pracht an Farben, mit bloßem Auge einfangen kann.
Ich bin ein bodenständiges Mädchen. Ich liebe meine braunen Gummistiefel, den Matsch, die Natur und damit auch ihre Farben. Ich liebe, den ersten Schritt vor die Tür, an kalten Wintertagen, wo selbst die Luft eine Farbe hat. Durchsichtig, trüb, neblig, salzig und grundehrlich. Ohne schnick schnack und mitten auf die 12! Bähm!!
Welche Farbe soll ich bloß wählen?
Ich könnte von dem Himmel und seinem Blau erzählen. Von den unzähligen Nuancen an Blau. Vor allem das Blau am Watt. Wie die einzelnen Blau Töne ineinanderfließen, sich verbinden, sich bewegen und sich vom Wind treiben lassen und gemeinsam fließen. Wie sie sich mit den weißen Wolken verbinden und manchmal, wenn es windstill ist, sieht es aus als wäre es ein Gemälde und nur für mich arrangiert. Um mir zu sagen, dass alles gut wird. Das alles vorbei zieht, dass alles eins wird und sich alles fügt.
Das Wasser ist hier natürlich auch blau. Aber anders blau als der Himmel. Manchmal ist es eher ein grau, und wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass das Wasser mein Spiegel ist. Der Moment, wenn ich die Treppen hochkomme und der erste Blick aufs Wasser fällt. Ich liebe diesen Moment, der mich erzählt, wie es dem Wasser heute geht.
Manchmal ist die See zornig, dann kann ich kaum eine Farbe erkennen, nur kraftvolle Wellen, die aufeinander klatschen und Unmengen an Schaum erzeugen. Und manchmal ist sie ganz still und blau, dann frage ich mich, was sie wohl im Schilde führt und heimlich ausheckt.
Ich könnte auch von dem Lila unserer Heide erzählen. Im August, wenn sie in voller Pracht und Blüte ist. Wenn ich durch die Dünen laufe und mich frage, ob hier nicht doch die Hobbits wohnen. Das Lila macht es geheimnisvoll und unergründlich. Lila satt, dicht an dicht in unterschiedlichen Nuancen, alte Pflanzen, beständig und weise.
Dann gäbe es ja auch noch das Gold des Seegrases und des Weizens. Prächtig, stark und gesund strotzt er dem Wind und dem rauen Wetter entgegen. Lässt sich von nix und niemandem hetzen, ist flexibel, geduldig und passt sich den Gegebenheiten an. Natürlich nicht alleine, sondern in Gesellschaft seiner Artgenossen, den gemeinsam ist man stark.
Das magische gelb, orange und rot der Sonnenuntergänge ist natürlich auch schön hier. Jeder Sonnenuntergang aber auch die Aufgänge der Sonne sind Wärme und Geborgenheit in Reinform.
Alles hat ein Ende und gleich darauf auch wieder einen Anfang. Ausruhen, Kräfte sammeln, sich besinnen und neu Ausrichten. Ruhig und leise, ohne viel Gelaber und mit dem Vertrauen, dass alles ein natürlicher Kreislauf ist.
Von dem Silber und Gold der Sterne will ich erst gar nicht anfangen. Wenn ich nachts heimlich raus schleiche, weil ich nicht schlafen kann. Wenn ich auf den kalten Treppen sitze in Decken gehüllt und den klaren Himmel voll mit Sternen beobachte und mir wieder vor Augen halte, dass ich ein Teil von dem großen Ganzen da oben bin und das alles doch wirklich ein Wunder ist.
2 Kommentare
Oh wie schön geschrieben liebe Anna.…ich bin gerade auf deiner Insel und liebe sie auch…wundervolle Farben.…
Yeah Corinna..genieß es und sei lieb gegrüßt:-)