Ich liege auf dem Sofa mit dem Rechner auf dem Schoß.
Plötzlich höre ich, wie oben eine Tür aufgerissen wird und Alexa in Smillas Zimmer rennt und aus vollem Hals ruft: Smilla es schneit!
Es dauert keine 2 Minuten, da stehen die beiden völlig verschlafen und zerquetscht vor mir. Etwas wackelig, jedoch mit einer Freude in den Augen, die beneidenswert ist.
Noch bevor ich mich von meinem Sofa zwiebeln kann, stehen die beiden im Garten und versuchen Schneeflocken zu fangen und sie mit der Zunge zum schmelzen zu bringen. Ich stehe vor der Gartentür und beobachte die Leichtigkeit, das Spiel und die Freude, mit der sie ihr Geschenk auspacken.
Ich frage mich, wann habe ich diese Freude und Leichtigkeit verloren? Wann haben ich angefangen die Dinge zu zerkauen, statt einfach zu genießen?
Wann haben ich aufgehört, lebendig zu sein? Wann habe ich aufgehört, im Schlafanzug Schneeflocken zu fangen?
Wann habe ich angefangen, alles zu hinterfragen? Ist es der richtige Zeitpunkt, bin ich gut genug ist? Was denken die anderen und bin ich es mir wert?
Ist das nicht eine Nummer zu groß für mich und darf ich es mir erlauben? Bin ich größenwahnsinnig und kann es wirklich so einfach sein?
Ich nippe an meinem Kaffee und denke an vergangene Jahre, als mein Leben noch vollkommen im Außen stattfand. Bis zur körperlichen Erschöpfung habe ich all meine Kraft benutzt um Mauern um mich herum zu bauen. Gigantisch, perfekte Mauern. Glatte Mauern wie aus Teflon.
Ziel war, möglichst perfekt zu sein, die Fassade glatt zu halten und nicht angreifbar zu sein. Denn Angriff ist Kritik und Kritik ist mein größter Alptraum.
Wenn Kritik kommt, kommen Gefühle und wenn Gefühle kommen, verliere ich die Kontrolle und mein Kartenhaus ist in Gefahr.
Gänsehaut überkommt mich, ich muss mich schütteln. Ich nehme einen ordentlichen Schluck Kaffee, schlüpf´ in meine Stiefel, strecke die Zunge aus und bin dankbar.