Anna Koppers

Was mich zum Han­deln bringt

Ich war ein­mal auf einem Semi­nar im Aus­land. Da war die­se jun­ge Frau, sie hieß Tan­ja und sie war schier unsichtbar.Ich habe kei­ne Umfra­ge gemacht, aber ich bin über­zeugt davon, dass kaum einer von den 100 Leu­ten im Raum sie wahr­ge­nom­men hat. Kei­ner wuss­te, wer sie ist, was sie macht, wie sie heißt, noch war­um sie hier ist.

Ich habe sie sofort bemerkt, weil sie mich an die alte Anna erin­ner­te und weil ich die Maschen und Tricks ken­ne, die man benutzt um sich vor ande­ren zu ver­ste­cken. Ich ken­ne das so gut, dass ich wie ein Trüf­fel­schwein dar­auf reagiere.

Ich habe sie beob­ach­tet: Wie sie unsi­cher umher­lief, allei­ne war und immer flucht­ar­tig den Raum ver­ließ, aus Sor­ge vor Small Talk. Ich konn­te die Furcht in ihren Augen sehen und die Unsi­cher­heit rie­chen. War­um? Weil ich das alles bis in den letz­ten Win­kel kenne!

In der Regel sind die­se Frau­en extrem sen­si­bel, weich und sehr fein­füh­lig. Sie sind oft unsi­cher, schüch­tern und hal­ten sich ger­ne bedeckt. Sie haben Angst, jemand könn­te sie wirk­lich sehen und erken­nen, so wie sie sind.

Es fas­zi­niert mich und es macht mich gleich­zei­tig traurig.

Denn es ist nicht schön allei­ne zu sein und sich anders zu füh­len. Es ist nicht schön, dazu­ste­hen und sich per­ma­nent unsi­cher sein fühlen.
Sich in der Gemein­schaft nicht wohl­zu­füh­len und vor Men­schen zu flüch­ten, weil man denkt, man gehört nicht dazu, weil man irgend­wie anders ist und sich falsch fühlt.

Es geht unglaub­lich vie­len Frau­en so!
Ich weiß das, denn ich habe die­se Frau­en akri­bisch studiert.
Ich habe mich 1,5 Jah­re lang inten­siv mit dem The­ma Frau­en und ihrer Sicht­bar­keit aus­ein­an­der­ge­setzt und im Grun­de eine Stu­die dar­aus gemacht.

Ich habe mit Dut­zen­den Frau­en gespro­chen und sie zu ihrer per­sön­li­chen Sicht­bar­keit befragt. Ich woll­te wis­sen, ob das nur bei mir damals so war oder ob bei die­sen Frau­en par­al­lel die glei­chen Pro­gram­me ablaufen?

Und das Ergeb­nis war ein­deu­tig! Es ist fast über­all das Glei­che! All die­se Frau­en erzäh­len sich im Grun­de die­sel­ben Geschich­ten. Die Geschich­ten gehen etwa so:

Die ande­ren sind bes­ser als ich. Sie sind lus­ti­ger, belieb­ter, cle­ve­rer, hüb­scher, jün­ger und schlan­ker, als ich. Im Ver­gleich zu den ande­ren bin ich lächer­lich, des­we­gen ver­ste­cke ich mich.
Ich bin nicht gut genug, des­we­gen hal­te ich mich bedeckt und ver­su­che nicht aufzufallen.
Ich habe Angst davor, kri­ti­siert und aus­ge­grenzt zu wer­den, des­we­gen zei­ge ich nicht, wer ich wirk­lich bin.
Was sol­len die Ande­ren von mir den­ken, wenn ich plötz­lich etwas ändere?
Das, was ich leis­te, ist nicht gut/besonders genug und des­we­gen kann ich nicht mein Wort erheben.
Ich weiß nicht genug, ich muss mehr ler­nen bevor ich es mir erlau­ben kann auf­zu­ste­hen und mei­nen Weg zu gehen.
Was glau­be ich, wer ich bin, wenn ich mein Ding mache — das ist egoistisch!
Ich darf mich erst zei­gen, wenn ich per­fekt genug bin, nicht vorher.
Ich ver­die­ne erst mehr Auf­merk­sam­keit, wenn ich auch mehr leiste.

All die­sen Bull­shit erzäh­len sich Frau­en Tag für Tag. Natür­lich nicht in der Öffent­lich­keit, son­dern in ihren stil­len Käm­mer­lein gehen sie per­ma­nent Tag für Tag so hart mit sich um!

Ich will Frau­en ver­bin­den und zuein­an­der füh­ren. Ihnen zei­gen, dass sie nicht allei­ne sind, denn es gibt so vie­le die genau so sind. Sie ermu­ti­gen ehr­lich und authen­tisch zu sein, vor allem zu sich selbst!

Ich möch­te sie dabei unter­stüt­zen, sich bes­ser ken­nen­zu­ler­nen, sich lie­ben zu ler­nen und dann hin­aus­zu­ge­hen, damit sie erken­nen, wer sie wirk­lich sind. Das sie ihre Ecken, Kan­ten und ver­meint­li­che Schat­ten mit Stolz tra­gen und offen dar­über spre­chen und damit ande­ren Frau­en auto­ma­tisch die Erlaub­nis geben, es ihnen gleich zu tun.

Das sie ihre Zart­heit und ihren Mut glei­cher­ma­ßen lie­ben ler­nen und ver­ste­hen, dass die­se Zart­heit ein Rie­sen-Geschenk ist! Das sie ihre Grö­ße und ihre Unsi­cher­hei­ten wohl­wol­lend anneh­men und sich dadurch von ihren Gren­zen und alten Denk­mus­tern befrei­en können.

Denn nur wenn wir anfan­gen dar­über zu spre­chen, kön­nen wir auf Reso­nanz stoßen.
Nur wenn wir uns zei­gen, kön­nen wir Frau­en errei­chen, denen es genau­so geht.
Nur wenn wir dar­über spre­chen, kön­nen wir gehört wer­den, uns ver­bin­den, in Kon­takt tre­ten und gemein­sam Gro­ßes erreichen.

Ich ver­las­se seit 1,5 Jah­ren täg­lich mei­ne Kom­fort­zo­ne für die­se Visi­on von Freiheit.
Ich will ein Vor­bild sein für mei­ne Kin­der, die nächs­te Gene­ra­ti­on. Wenn wir uns nicht befrei­en von unse­ren Gren­zen, Denk­mus­tern und alten Geschich­ten, geben wir es genau­so an die nächs­te Gene­ra­ti­on weiter.
Wenn wir in die­sem Leben ler­nen uns ganz zu lie­ben und uns anzu­neh­men, als die Indi­vi­du­en, die wir sind, machen wir die Welt ein Stück weit besser.

Ich gehe dafür. Kommst du mit?

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